Helmut W. Pesch Niemals gegen die Feder schreiben
Bericht von Noruiloth

Elbisch schreiben - Ein Workshop mit Dr. Helmut Pesch

Dr. Helmut Pesch, Autor des Buchs "Elbisch - Grammatik, Schrift und Wörterbuch der Elbensprache von J.R.R. Tolkien", bot am Sonntag einen Workshop an, in welchem man die elbische Schrift erlernen konnte. Trotz der Begrenzung auf 25 Teilnehmer, drängelten sich rund 50 Leute in Bockenburg. Die Hälfte der Anwesenden lauschte, die anderen arbeiteten eine Stunde lang hart an Trägern, Bögen und Balken.

Wir bekamen Übungszettel ausgeteilt und entsprechende Kalligraphiestifte. Dr. Pesch hatte wohl zwei Schreibwarengeschäften in Bonn leergekauft. Dazu gab es das Quenya-Alphabet. Und dann konnte es losgehen. Ich werde hier die Fachbegriffe weglassen, das liegt zum einem daran, dass ich sie schon wieder vergessen habe, und zum anderen, dass ich meine Leser nicht verschrecken will.
Es gab keine langen Erklärungen, sondern es wurden die Stifte gepackt und sofort los geschrieben.

1. Quenya schreiben.
Die Vokale werden über den vorangegangen Buchstaben oben darüber geschrieben. Die Bögen bestehen meist aus zwei Schwüngen, da diese Schrift stark mit der Kaligrafie verwandt ist und man nie gegen die Feder schreibt. Die erste Übung bestand aus einem vollständigen Satz, in der zweiten mussten nur die Vokale ergänzt werden. Da die Zeit schon recht weit fortgeschritten war, übersprangen wir die weiteren Quenya-Übungen ("Die können Sie ja als Hausaufgabe machen", grinste Dr. Pesch.)

2. Sindarin schreiben.
Hier gibt es Vokale und auch hier ging es gleich mit einem Satz los: Mae govannen. Dr. Pesch zeigte uns eine schöne Anmerkung zum Text auf dem Tor von Moria. Da steht "Ennyn Durin Anran Moria: Pedo mellon a minno […]. Ist es nicht komisch, dass dieses Tor, welches den regen Handel zwischen Zwergen und Elben fördern sollte, eine Einladung nach "dem dunklen Loch" ausspricht. War Celebrimbor ein Prophet oder nur jemand mit sehr schwarzem Humor?

Nach diesen ersten Gehversuchen teilte Dr. Pesch uns noch einige Originaltexte aus, auf denen wir uns die Schönheit der Schriften verinnerlichen konnten. Er gab uns außerdem noch Hinweise, wo die Schriften für den Computer im Netz zu finden sind und erwähnte auch eine Übersetzungsmatrix für Quenya. Leider habe ich die Links nicht mitgeschrieben. Aber ich schätze, der interessierte und gewiefte Leser wird Google befragen und dort bestimmt etwas finden.

3. Zahlen.
Vielleicht hierzu drei Wörter: Oh mein Gott! Alle Zahlen rückwärts schreiben. Was hat Tolkien sich dabei nur gedacht?! In der 10er Notation ist das ja noch zu schaffen. Aber es gibt noch eine 12er Notation. Diese hier zu erklären würde meine letzte interessierten Leser verschrecken. Nur ein Satz: Wir verwendeten die 10er Notation. Selbst ein anwesender Mathematik- und Informatikstudent lehnte es ab, die Jahreszahl 2003 in die 12er Notation umzurechnen, da er keinen Taschenrechner dabei hatte. Auf die Frage aus dem Auditorium an Dr. Pesch, wie diese nun lauten würden, gab es sanftes Gekicher und ein lächelndes Kopfschütteln des Sprachwissenschaftlers.



Tengwar - Zahlen



Beispiel


Und da war die Stunde auch schon fast um. Aber noch eine Anekdote will ich kurz erzählen: Eine junge Dame in der dritten Reihe hob die Hand: "Wir finden das "B" nicht!" "Das "B"?" fragte Dr. Pesch zurück. "Das "B" in Elbereth. In der Liste hier fehlt das!" Sie hielt den Quenya-Zettel hoch. Dr. Pesch schmunzelte. "Elbereth sind in Sindarin-Wort. Das müssen Sie auch Sindarin schreiben. In Quenya gibt es kein B."

Allen denjenigen, die jetzt mehr über die Schriften erfahren wollen, empfehle das oben genannte Buch. Dies war nur eine sehr kurze Zusammenfassung. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf vollständige Darstellung der Ereignisse.



<-- Vorheriger Bericht Inhaltsverzeichnis Nächster Bericht -->
Home