Gen Westen
Bericht von Êm Nímíle êt Êarwen

Es ist früher Morgen. Zu Früh für das erste Frühstück, also kann es nur wirklich zu früh sein! Draußen ist es dunkel, es ist 5 Uhr morgens am 14. November 2003 nach Menschenweltlicher Zeitrechung. Etwas Nebel und die Sterne verblassen gerade. Plötzlich durchfährt es mich, meine elbische Seite hat selbst meinen Hobbitherzanteil zum Rotieren gebracht. RING*CON!!! Lange ersehnt, ängstlich gebangt, dass etwas dazwischen kommen könnte...und nun, nun ist sie einfach da! Euphorie kann man wohl das nennen, was nun zu diesem Zeitpunkt beginnt, als die letzten Sterne verblassen und die Welt langsam erwacht, in mir hoch wallt und mich die nächsten Tage im Bann halten wird.

Händlerraum
© Ivy_Burrows

Als ich wenig später das etwas veränderte Pferd besteige (plötzlich hat es Räder und ist silbern, aber man kann nicht immer wählerisch sein. Dafür kommt es mehr auf die Geschwindigkeit eines Adlerexpresses, was bei einer Strecke Wien-Bonn nicht zu verachten ist!) blicke ich in das Gesicht von Sameda, meiner elbischen Reise-Gefährtin. In ihrem Blick erhasche ich dasselbe, das ich fühle. Heller kann kein Stern strahlen und selbst Telperion und Laurelin können nicht mehr Pracht gezeigt haben, als in diesem Moment die Augen, das Herz beschrieben. Ist es verrückt, dass mir dieser Ausdruck so "normal" vorkam? Ja, mich sogar in meinem tiefsten Inneren berührte? Närrischer Tuk, könnte man wohl sagen, doch ich bin gerne närrisch wenn ich dafür so etwas erleben darf.

Die Fahrt verging; teils nach Hobbitart verbracht (Essen was das Zeug hält), teils nach elbischer Weise (dem Westen entgegenfiebern). Beinahe stielecht wurden wir nach Bonn gebracht (ein Fluss statt dem Meer und statt einem elbischen Schiff, eine Fähre), und dann waren wir da... der Westen lag vor uns.

Gewandungen
© Herowina

Statt zu den Füßen Manwes auf dem Oiolosse zu sitzen betraten wir das Maritim. Ein Gedanke formte sich als ich hinein trat und festigte sich stets, je länger ich alles in mir aufnahm. Wenn nicht Mittelerde, dann hier in Bonn im Maritim! Schon stürzte etwas kleines gelocktes auf uns zu: Móka "unsere" Hobbitdame. Erst einmal ein Gewirr von Körperteilen, diverse Leute begrüßt und dann in die Kleider geschlüpft, die uns die besagte Hobbitdame zu Verfügung stellte. Spätestens in dem Moment als ich das Kleid an hatte, fiel der letzte Rest von der so genannten Tarnidentität gänzlich ab. Ich hatte jegliches "Normalsterbliche" hinter mir gelassen und war voll und ganz Êm Nímíle ét Êarwen, die Hobbit-Elbin.

Die Ring*Con war etwas unheimlich komplexes, das sich in die winzigsten Details auslief. So verzahnt und vielseitig, so einfach und überrumpelnd. Klingt widersprüchlich? Wahrscheinlich ist es das auch...unbeschreibbar kommt wahrscheinlich dem Ganzem am nächsten. Traumhaft... Bei Eru ich kann nichts sagen außer, dass ich überglücklich bin, dass mir das alles widerfahren ist.

Schelmish
© Stephanie Pollock

Es herrschte ein Getümmel, das mich normalweise eher mit Abneigung erfüllt hätte...doch hier erfüllte es mich nur mit grenzenloser Freude. Ein Haufen, der das gleiche liebt...solche Individuen, die es wahrscheinlich ebenso kennen, oft etwas verständnislos angesehen zu werden...Hach, wie herrlich. Dagegen kommt nicht einmal ein riesiger Topf Pilze mit Lembas als Beilage an, um es in "Hobbit- Wörter" zu fassen.

Im Westen

Bunt, lebendig vielfältig, fantastisch... Man stelle sich Personen vor, die man bis jetzt nur über einen Bildschirm hat laufen sehen, "real" vor. Anders, und zwar gänzlich. Seltsam, man macht sich kaum Gedanken darüber und dann sind sie plötzlich nur wenige Meter vor einem. Man hebt den Kopf lächelt in seiner benebelten Euphorie vor sich hin...und erkennt plötzlich "Gamling" vor sich im Aufzug. Freude steigt auf und man freut sich, dass niemand hier zu sein scheint, der zu dieser Gattung Mensch gehört, die Schauspielern sofort die Kleider vom Leib reißen wollen.

Wenig später sieht man eben diesen durch Valinor galoppieren, mit einer kleinen Traube von Menschen dranhängend. Man sieht Elben gänzlich anders, indem sie eine Comedy-Show abziehen, bei der man einfach nur Tränen lacht. In diesem Moment hatte ich mich gefragt: "Ist der Film trotz Änderungen so gut, weil selbst die kleineren Rollen so gut besetzt sind? Wer hätte sich zum Beispiel gedacht, dass Lurtz, alias der Hexenkönig, tanzen kann und das in Kombination mit Sauron? Nun sie sind auch nur Menschen, doch bei ihnen kommt das Talent für das Schauspielern hinzu. Und das können sie wirklich!

Dance the haka!
© Stephanie Pollock

Ein Zwerg der alle überragt, ein Elb der seinen Pass verliert, tanzender Sauron mit dem Hexenkönig, galoppierender Pferdeherr...ich frage mich wie das für "Außenstehende" klingen mag, doch ich weiß, ich will das gesamte Erlebte nicht missen und der Westen hält mich spätestens seit diesem Wochenende völlig in seinem Bann! Ist der Ring wirklich zerstört? Oder was bringt uns stattdessen dazu hunderte von Kilometern zu "pilgern"?

BLAME J.R.R.TOLKIEN!




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