Helmut W. Pesch Vortrag Helmut W. Pesch: Die Sprachen in Mittelerde
Bericht von Néniel

"Elen síla lumenn´omentielvo" wurden wir im Gondolin-Saal zum Vortrag über die Sprachen Mittelerdes begrüßt. Und gleich folgte die augenzwinkernde Übersetzung: "ICH habe mein Handy ausgeschaltet..."
Dies war die Einleitung des ca. einstündigen Referats von Helmut W. Pesch, in welchem er Informatives und Anekdoten zu einem kurzweiligen Programm gestaltete.

Zunächst wurden die zahlreichen Sprachen Mittelerdes erwähnt, von denen er anschließend Quenya und Sindarin exemplarisch herausgriff und näher erläuterte. Die Elben, Hobbits und Menschen im Saal (habe jedenfalls keine der Zwerginnen, Orks und Ringgeister entdeckt *grins*) erfuhren nun von den Anlehnungen des Quenya ans Finnische, seiner dem Lateinischen und Altgriechischen nicht unähnlichen Grammatik und seinen typischen Lautfolgen. Charakteristisch und interessant seine erläuternden Hinweise: "Quenya-Wörter enden nur mit ganz bestimmten Lauten, oft mit einem "a", "e" oder "n". Daher endet jeder Quenya-Satz mit einem Lächeln auf dem Gesicht."

Kontrastiert wurde dies mit dem Zwergischen, das aus vielen Reibe- und Verschlusslauten besteht und am Satzende einen geschlossenen Mund hervorruft, was auch sehr gut zur Verschlossenheit der Zwerge passt.
Auch Sindarin wurde gestreift, seine Ähnlichkeit im Klang mit dem Walisischen herausgearbeitet. Als interessantes Detail erfuhren die Anwesenden, dass in der Bildung des Sindarin der WORTANFANG modifiziert wird, im Gegensatz zum Quenya (und vielen irdischen Sprachen), in denen vorwiegend die Wortenden erweitert oder modifiziert werden.

Zwischendurch wurden immer wieder kleine Anekdoten eingestreut, die das Zuhören zu einem Vergnügen machten und die für einige wohl zu detaillierte Informationsfülle auflockerten. So erhaschten wir einen kurzen Einblick in Tolkiens (leider oft geradezu chaotische) Arbeitsweise mit ihren zahlreichen Überarbeitungen, die Elbischforscher und –interessierte noch heute zur Verzweiflung treibt. Es gibt keine endgültigen Fassungen seiner Sprachen. Zum einen, weil Tolkien mehr Wert auf die historische Entwicklung einer Sprache legte, als einen bestimmten Zeitpunkt herauszugreifen und innerhalb dessen eine Sprache vollständig auszuarbeiten. Interessierte sind oft auf Vermutungen und Ableitungen angewiesen - Stoff hierfür gibt es jedoch, z.B. in der "History of Middle-Earth."
Der zweite Grund, weshalb keine Sprache wirklich vollständig erschlossen ist, liegt in dem etwas zynischen Sachverhalt, dass noch viele Texte Tolkiens zurückgehalten oder nur einem äußerst exklusiven Kreis zugänglich gemacht werden. Wer weiß, wie viele Erweiterungen und wertvolle Dokumente Tolkiens Erben horten?
Dennoch solle nicht vergessen werden, dass Quenya eine der weitentwickeltsten Kunstsprachen überhaupt sei, und man deshalb innerhalb eines gewissen Rahmens Texte in ihr verfasse könne.

Im weiteren wurde ebenfalls ein wenig auf die Schwarze Sprache Mordors, das Westron und die Sprache der Rohirrim eingegangen, was jedoch den Rahmen dieses Berichts sprengen würde.

Ringinschrift

Auch allerlei Wissenswertes über bekannte Gestalten und der Entwicklung ihrer Namen erfuhr man bei diesem Vortrag. Zum Beispiel die lange Geschichte des Namens "Aragorn". Zu irgend einem Zeitpunkt des Erschaffungsprozesses sollte sogar Elessars PFERD diesen Namen tragen. Dann das Rätsel um die Bedeutung des Worts: die Silbe "ara-" steht für königlich, bei "gor(n)" schieden sich die Geister. Nach mühsamer Rekonstruktion und Suche gelangte man zu dem Schluss, dass sie etwas wie "Baum" zu bedeuten habe müsse, daher "Aragorn" = "königlicher Baum", was ja auch sehr passend gewesen wäre. Dann taucht eine Notiz Tolkiens auf, der Name Aragorn habe kein Element "Baum" in sich. Und das war´s! Keine Erläuterung, was der Name nun bedeute, sondern nur, was nicht.

Die Zuhörer erfuhren während des ganzen Vortrages noch vieles über die historische Entwicklung der Sprachen, ihre Mischformen und Übergänge (wie beispielsweise im Númenórischen).
Abgeschlossen wurde der Vortrag durch Galadriels "Namárië", dass viele Zuhörer sichtlich tief bewegte.

Persönliche Meinung und Kritik:
Ein sehr guter Vortrag, um einen Überblick über Tolkiens Sprachen, ihre Entwicklung und ihren Erschaffungsprozess zu gewinnen. Wer sich ein wenig intensiver mit Tolkiens Sprachen befasst hatte, kannte vieles schon, jedoch lohnte sich aufgrund bestimmter Details und der Anekdoten das Kommen allemal. Einziger Kritikpunkt waren die schlichtweg falsche Aussprache und Betonung ("duhn-EDDain", schlechtes "r" etc) der diversen Wörter aus Tolkiens Sprachen (Sindarin, Quenya etc) durch den Redner, die auch die Zuhörerinnen in der Reihe vor mir schmerzlich das Gesicht verziehen ließen. Dass der Sprecher eigentlich DOCH Elbisch richtig aussprechen konnte, bewies er mit dem abschließenden "Namarië", welches wiederum so gut wie fehlerfrei war.
Zusammenfassend: SEHR LOHNENSWERT mit einer gelungenen Mischung aus detaillierter Information und augenzwinkernden Anekdoten.



<-- Vorheriger Bericht Inhaltsverzeichnis Nächster Bericht -->
Home